Deutschland hat ein Problem mit Clankriminalität. Die reichsten Familien des Landes beklauen die Gesellschaft für ihren eigenen Profit. Dafür bilden sie ein hochgefährliches Kartell: Die Familienunternehmer.
Kurzportrait der Clangeschichte
Der Lobbyverband „Die Familienunternehmer“ – ehemals „Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer“ (ASU) – ist der wohl mächtigste marktradikale Interessenverband des Landes. Unter dem harmlosen Label der Familienunternehmer werden aber nicht die Interessen kleiner inhabergeführter Firmen oder die des „Mittelstandes“ vertreten, wie gern suggeriert wird, sondern jene von Großkonzernen und reichen Erben. Die Schicht der Superreichen in Deutschland besteht fast ausschließlich aus Familienunternehmern und deren Erben.
Mitglied dürfen Unternehmen ab einem Jahresumsatz von zehn Millionen Euro werden, in deren Eigentümerstrukturen mindestens 25 Prozent miteinander verwandte Personen sitzen. Zu den mehr als 6.000 Mitgliedsunternehmen (0,2 Prozent der rund drei Millionen Familienunternehmen in Deutschland) gehören etwa BMW, Bertelsmann oder Dr. Oetker.
Der 1949 gegründete Verein setzt sich vehement gegen Vermögens- und Erbschaftssteuern, gegen den Mindestlohn und sonstige Arbeitsrechte, gegen Umweltauflagen, gegen das Aus des Verbrennermotors oder das Lieferkettengesetz ein. Und die Politik hört zu. Wenn Die Familienunternehmer rufen, ist die Bundesregierung stets zur Stelle. Dabei sind die Drähte zu FDP und CDU besonders eng, aber auch Bundeskanzler Olaf Scholz oder Spitzen der Grünen lassen sich regelmäßig sehen. Dabei versuchen die Familienunternehmer auch politisch Einfluss zu nehmen, zuletzt etwa mit einer Kampagne gegen ein Bündnis von SPD, Grünen und Linken im Bundestagswahlkampf 2021.
Dass große Unternehmenserben in Deutschland nahezu keine Steuern zahlen müssen, ist auf die aggressive Lobbyarbeit des Verbandes zurückzuführen – der wohl größte Erfolg des Verbandes, der der Gesellschaft jährlich Milliardenverluste im zweistelligen Bereich verursacht. Erpresst wird die Politik stets mit der Drohung Arbeitsplätze abzubauen oder ins Ausland zu verlagern. Die ureigenen Interessen ihrer wohlhabenden Mitglieder werden öffentlich zu jenen der Allgemeinheit verklärt. Ganz so als müsste der Erbe von Omas Häuschen etwas befürchten, wenn die Weitergabe eines Milliardenkonzerns besteuert wird.
Der Hauptsitz der Familienunternehmer mit Regionalstrukturen in allen Bundesländern, befindet sich in der Charlottenstraße 24 in Berlin-Mitte. Die dazugehörige vollkommen intransparent agierende Stiftung mit etwa 400 Mitgliedern sitzt in einem Haus am Pariser Platz. Zum Verband, der eine Vielzahl von Lobbyisten für unterschiedliche Politikbereiche beschäftigt, gehört auch die Nachwuchsschmiede Die jungen Unternehmer. Im strategischen Beirat der Familienunternehmer sitzt der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler, der den menschengemachten Klimawandel anzweifelt. Die frühere FDP-Politikerin Marie-Christine Ostermann ist seit 2023 Präsidentin des Verbandes.
Weiterführende Infos
https://lobbypedia.de/wiki/Die_familienunternehmer_-_asu
https://www.abgeordnetenwatch.de/recherchen/lobbyismus/die-lobbymacht-der-familienunternehmer
Die Razzia
Verbrechen
Die Familienunternehmer machen sich schuldig: Ihr Lobbyismus zugunsten der Reichsten beraubt die Gesellschaft ihrer Zukunft. Wo wenige alles horten, bleiben Bildung, Betreuungs- und Jugendarbeit, Integration, Wohnen, Infrastruktur und medizinische Versorgung weiter unterfinanziert. Ebenso bekämpft der Erben-Clan Aufstiegschancen und Rechte für Menschen, die selbst arbeiten müssen, ebenso wie Maßnahmen für den Klimaschutz. Die Anklage umfasst 4 Hauptpunkte.
Erbschaftssteuer
Erben, wo andere arbeiten müssen
Anders als Steuern auf Arbeitslöhne und Gehälter wird von hohen Erbschaften kaum etwas an die Gesellschaft zurückgegeben. Immer mehr Reiche sind völlig leistungslos zu ihrem Vermögen gekommen. Die Gesellschaft wird dabei um ihren erarbeiteten Wohlstand geprellt.
Klimazerstörung
Klimakrise leugnen, Profite maximieren
Planet Erde und die Menschheit. Das 1,5-Grad-Ziel wird laut Weltklimarat ``drastisch verfehlt`` – mit dabei waren, yours truly: Der Verband der Familienunternehmer.
Überschwemmungen, Waldbrände, Dürren und daraus entstehende Lebensmittelkrisen sind leider nur der Anfang einer großen Katastrophe, deren Verhinderung den Konzernen dieser Welt nicht lukrativ genug war.
Vermögenssteuer
Bereicherung durch die Arbeit Anderer
Vor der Bundestagswahl 2021 planten die Familienunternehmer mehrere Kampagnen mit einer namhaften PR-Firma, so steht es in einem Protokoll. Deren Ziel sollte sein, dem positiv belegten Begriff ``Vermögenssteuer`` eine ``gezielte Umbenennung in 'Mittelstands- ' oder 'Exportnationssteuer'`` entgegenzusetzen. Das Ganze sollte schließlich mit einer ``Anti-grün-rot-roten Kampagne unterfüttert`` werden.
Lohn und Arbeit
Älter, schneller, ärmer.
Mehr Sicherheit bei der Arbeit – dazu gab es 2014 einen Gesetzentwurf. Doch der Verband der Familienunternehmer lieferte fleißig Argumente, um auf eine Ablehnung des Gesetzentwurfes hinzuwirken. Mit Erfolg.
Clanmitglieder
Seine Mitgliedsunternehmen hält der Verband streng geheim. Gegen eine Veröffentlichungspflicht im Rahmen eines Lobbyregisters wehrte man sich: Die Maßnahme sei “weder zweckdienlich noch hilfreich” schrieb der Verband in einer offiziellen Stellungnahme. Wir aber machen öffentlich, was die Familienunternehmer verstecken wollen. Neben Heckler & Koch, BMW und Dr. Oetker stehen fast 700 Unternehmen im Verdacht, Mitglied im gefährlichsten Clan Deutschlands zu sein.
Quellen: Bundestagsdokumentation, Unternehmen von Verbandsfunktionären, Presse-Berichterstattung, Unternehmens-Websites, Preisträger des Verbandes u.v..m. Die Nennung der Unternehmen erfolgt ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne Gewähr.
Hauptkomplize
Christian L.
Christian Lindner (FDP) und Marie-Christine Ostermann (Die Familienunternehmer)
beim FDP-Wahlkampf in NRW 2012
Foto: Dirk Vorderstraße (Wikimedia), Bearbeitung: Wer Hat Der Gibt, Lizenz: Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Treffen von Christian L. mit den Familienunternehmern
(unvollständige Auflistung)- 2023, November: Zuletzt war L. bei den Jungen Familienunternehmer-Tagen
- 2023, April: L. bei den Familienunternehmer-Tagen in Berlin (ein „Heimspiel„)
- 2022, 19. Oktober: L. trifft u.a. Stiftung Familienunternehmer zum Thema Gaspreisbremse
- 2022, 5./6. Mai: L. mit Habeck bei der Verbandstagung der Familienunternehmer in Hannover
- 2021, 22./23. April: L. als FDP-Chef bei den Familienunternehmer-Tagen
- 2020: L. beim Regionalkreis Niederrhein-Düsseldorf zum Thema Corona-Pandemie
- 2020, 8. Oktober: L. beim 70.-jährigen Jubiläum der Jungen Unternehmer in Berlin
- 2019: 9./10. Mai: L. bei den Familienunternehmer-Tagen in Berlin
- 2019: 28. Februar: L. beim „Mittagstisch“ der Familienunternehmer in Bremen
- 2017: L. beim Regionalkreis Weser-Ems der Familienunternehmer
- 2017: L. mit Kubicki bei einem konspirativen Vernetzungstreffen auf Sylt
- 2015: L. beim Sommerfest des Berliner Regionalkreises der Familienunternehmer
- 2015, November: L. zu Gast beim Verbandsmitglied Rhodius
- 2013, 17. Januar: L. beim Neujahrsempfang des Regionalkreises Niederrhein-Düsseldorf
Bisherige Ermittlungsarbeit
Weitere Recherchen
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Warum sind einige Grafiken hier zensiert?
Der Lobbyverband der „Familienunternehmer“ wollte diese Rechercheseite, in der wir ihre Lobbyarbeit, viele ihrer Mitglieder und Verbindungen zu Politiker:innen offenlegen, zensieren. Das haben sie nicht geschafft! Ihr Logo dürfen wir zwar nun nicht mehr verwenden, aber dass sie mit einer juristisch fragwürdigen Abmahnung zudem auch noch Geld von uns verlangten, haben wir uns nicht gefallen lassen. Auch dank der zahlreichen Unterstützung machen wir natürlich weiter! Wenn es sein muss, auch vor Gericht.